Die Sicherheitsbranche erlebt derzeit einen beispiellosen Boom. Ob auf Festivals, bei Fußballveranstaltungen, in Shoppingmalls oder Flüchtlingsunterkünften – überall sieht man Sicherheitsmitarbeiter, deren Präsenz zunehmend zur Norm geworden ist. Doch während die Anzahl der Sicherheitskräfte rasant wächst, mehren sich auch die negativen Schlagzeilen über Sicherheitsunternehmen. Die Branche steht vor einem massiven Problem: Mangel an qualifiziertem Personal.
Quantität statt Qualität: Der schnelle Weg zur Gefahr
Viele Sicherheitsunternehmen stehen unter immensem Druck, schnell Mitarbeiter zu rekrutieren, um die steigende Nachfrage zu decken. Dabei scheint die Hauptsache zu sein, dass jemand – ganz gleich wer – in eine Warnweste gesteckt wird. Eine gründliche Überprüfung der Bewerber? Fehlanzeige. Hintergrundchecks, die eigentlich Standard sein sollten, werden oft ignoriert. Das Ergebnis: Mitarbeiter mit Vorstrafen, ungeeignetem Verhalten und extremistischer Gesinnung finden ihren Weg in die Branche.
Dies führt zu erschreckenden Vorfällen, die immer wieder die Schlagzeilen dominieren: Sicherheitskräfte, die in Flüchtlingsunterkünften Straftaten begehen, sich unangemessen gegenüber Veranstaltungsteilnehmern verhalten oder sogar Gewalt anwenden. Diese Einzelfälle werfen ein schlechtes Licht auf eine gesamte Branche, die sich eigentlich durch Seriosität und Schutz auszeichnen sollte.
Das Erscheinungsbild: Ein Spiegelbild der schlechten Qualität
Nicht nur die mangelnde Qualifikation der Sicherheitsmitarbeiter lässt auf Missstände schließen, auch ihr äußeres Erscheinungsbild spricht Bände. Häufig fehlt es an einheitlicher Dienstkleidung, geschweige denn an persönlicher Schutzausrüstung (PSA). Stattdessen sieht man oft Sicherheitskräfte, die in Jeans, Jogginghosen und Sportschuhen ihren Dienst verrichten – ergänzt durch eine Warnweste, die sie als Sicherheitsmitarbeiter kennzeichnen soll. Dieses äußere Erscheinungsbild spiegelt die oft unzureichende Qualität und Professionalität wider, die in der Branche zur Norm geworden ist.
Die Illusion der Sachkundeprüfung
Ein weiteres Problem liegt in den geringen Qualifikationsanforderungen, die in der Branche vorherrschen. Die Sachkundeprüfung nach §34a der Gewerbeordnung wird oft als ausreichender Qualifikationsnachweis angesehen. Doch was kann man wirklich von einem Kurs erwarten, der nur drei Wochen dauert? Dieser kurze Lehrgang soll zwar Standards und Qualität gewährleisten, kann jedoch in der Praxis lediglich ein grundlegendes Mindestmaß an Wissen vermitteln.
Die Realität ist, dass reguläre Ausbildungen in Deutschland aus gutem Grund in der Regel mindestens drei Jahre dauern. Nur durch eine umfassende Ausbildung können die notwendigen Fachkenntnisse und Kompetenzen erworben werden, die es den Mitarbeitern ermöglichen, ihre Aufgaben verantwortungsbewusst und professionell zu erfüllen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sicherheitsmitarbeiter mit §34a zwangsläufig schlechter qualifiziert sind. Es gibt zahlreiche erfahrene und professionelle Mitarbeiter mit §34a, die ihre Arbeit hervorragend ausführen.
Stillstand statt Veränderung
Nach jedem skandalösen Vorfall in der Sicherheitsbranche wird nach Veränderungen gerufen. Doch was passiert in der Realität? Nichts. Die Strukturen bleiben unverändert, die Anforderungen niedrig und die Risiken hoch. Anstatt grundlegende Reformen anzustoßen, bleibt die Branche in einem Zustand der Stagnation, in dem Quantität über Qualität triumphiert.
Fazit: Ein Aufruf zur Veränderung
Die Sicherheitsbranche steht an einem Scheideweg. Entweder sie zieht die notwendigen Lehren aus den jüngsten Entwicklungen und beginnt, echte Standards und Ausbildungswege zu etablieren, oder sie riskiert, weiter an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Unternehmen müssen sich bewusst werden, dass der Schutz von Menschen nicht nur eine Frage der Präsenz ist, sondern eine Frage der Kompetenz. Es ist an der Zeit, weg von der Praxis des schnellen Anwerbens und hin zu einer Professionalisierung der Branche zu gehen, die echte Sicherheit gewährleistet – für alle Beteiligten.
Das äußere Erscheinungsbild der Sicherheitsmitarbeiter sollte dabei genauso ernst genommen werden wie ihre Ausbildung. Einheitliche Dienstkleidung und die richtige Schutzausrüstung sind nicht nur Zeichen von Professionalität, sondern auch ein unverzichtbarer Bestandteil eines sicheren und seriösen Auftretens. Denn nur wer auch äußerlich als professionell wahrgenommen wird, kann das Vertrauen der Menschen gewinnen, die er zu schützen hat.
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